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Grundsätze der Hospizarbeit

Das Sterben wird als ein Teil des Lebens betrachtet, der nicht verdrängt werden muss oder darf. Dieser Teil braucht nicht künstlich verlängert werden, es sei denn natürlich, der Patient wünscht dies. Den letzten Lebensabschnitt durch Zuwendung mit Sinn zu erfüllen ist einer der wichtigsten Grundsätze der Hospizarbeit.

Diese lebensachtende und -bejahende Grundhaltung schließt aktive Sterbehilfe (Euthanasie) zwingend aus. Ziel ist vielmehr, dem Menschen ein Leben mit möglichst wenig unnötigem Leid, umsorgt von Familie, Freunden und Mitmenschen zu bereiten.

Der Kranke wird stets in seiner Würde als Mensch wahrgenommen. Die Achtung des Wertes jeden Lebens, die Bewahrung des Selbstbestimmungsrechts, die Respektierung der religiösen und ethischen Weltanschauung des Kranken sind Grundsätze des Hospizgedankens.

Ziele und Aufgaben

Im Mittelpunkt der Hospizarbeit steht der Kranke und seine Angehörigen mit seinen körperlichen, sozialen, seelischen und spirituellen Bedürfnissen. Die Begleitung erfolgt immer aus freiem Willen und unabhängig von Herkunft, Stellung, religiöser Überzeugung und dergleichen. Die Hospizarbeit soll ein lebenswertes Leben in der Umgebung gewährleisten, in der der Mensch zu dieser Zeit lebt — zuhause, im Krankenhaus, im Alten- oder Pflegeheim. Die Hospizarbeit schließt auch die Begleitung der Angehörigen und Freunde mit ein, auf Wunsch auch über den Tod des Kranken hinaus (Trauerbegleitung).

„Hospiz ist weniger ein Ort oder Platz, als eine bestimmte Art, seine letzte Lebenszeit zu erleben.“ Cicely Saunders, † 14. Juli 2005

Die Begleitung geschieht in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegenden, Seelsorgern, Hilfsdiensten, Sozialarbeitern und Hospizschwestern, insbesonder unter Einbeziehung ihrer Kenntnisse in Symptomkontrolle und Schmerztherapie (Palliativmedizin und -pflege). Nur durch diese Zusammenarbeit kann eine individuell optimale Begleitung realisiert werden. Die Arbeit der Hospize ersetzt somit auch niemals die Arbeit anderer, sondern ergänzt sie.

Geschichtliche Entwicklung der Hospize

Bereits im Mittelalter existierten in ganz Europa (auch in Augsburg gab es zwei) Hospizhäuser, oft in entlegenen Gebieten. Diese Häuser standen jedem offen, der Schutz und Herberge (lat. hospitium: Herberge) suchte. Jedem sollte schon damals, ohne Unterschiede, Beistand und Fürsorge geleistet werden, jeder sollte respektvoll behandelt werden.

Die moderne Hospizbewegung

Die moderne Hospizbewegung nimmt sich der Sterbenskranken, deren Angehörigen und der Trauernden an. Der Tod hatte und hat teilweise noch immer in der modernen, industrialisierten Welt wenig Platz. Cicely Saunders (Foto) sah das Leid der oft „abgestellten Sterbenden“ und gründete mit der Vision, sterbenskranken Menschen einen Ort zu geben, an dem sie beschützt, ihrer Würde bewahrt und ohne Angst sterben konnten, 1967 in London das erste Hospiz im Sinne der modernen Hospizbewegung, das St. Christopher’s Hospice.

Stationär und ambulant

Saunders sah in „ihrem“ Hospiz eine Station des Lebens, eine „Art, seine letzte Lebenszeit zu erleben“. Im Gegensatz zu den Krankenhäusern sollte in Hospizen auf unnötige lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet werden, stattdessen sollten schmerzlindernde Methoden im Vordergrund stehen. Die Erhaltung der Menschenwürde war das Ziel.

Schon früh nach der Fertigstellung des St. Christopher Hospice kristallisierte sich heraus, dass viele Menschen ihre letzte Zeit dort verbringen mochten, wo sie zu Hause sind. Dies war die Geburtsstunde dessen, was heute ein Schwerpunkt der Hospizarbeit ist: das ambulante Hospiz.

Ein Umdenken in der Schmerztherapie

Zu der unterschiedlichen Philosophie der Hospize im Gegensatz zu den Krankenhäusern zählte und zählt der andere Ansatz in der Schmerzbekämpfung. Cicely Saunders begriff die Schmerzbehandlung als vorrangiges Mittel um die Patienten zu einem relativ guten körperlichen Wohlbefinden zu verhelfen, was wiederum Voraussetzung für eine psychologische und spirituelle Begleitung ist. Statt spät und zu hohe Dosen an Schmerzmitteln zu verabreichen setzte Saunders auf eine regelmäßige, sorgfältig dosierte Einnahme. Die Reduzierung der Nebenwirkungen durch die geringere Dosis führt zu einer erhöhten Wahrnehmung der Umwelt. Der Patient kann oft selbst die Einnahme vornehmen und dadurch aktiv an der Schmerzbehandlung teilnehmen. Diese Kontrolle stellt einen wesentlichen Anteil an positiver Lebensqualität dar.

Die Entwicklung

Was Cicely Saunders in England, war Elisabeth Kübler-Ross in den USA. Sie schrieb etliche Bücher und hielt zahlreiche Vorträge zu diesem Thema. Die Hospizbewegung und generell der Umgang mit Sterbenden geriet so zunehmend ans Licht der Öffentlichkeit. In den 80er Jahren erreichte die Hospizbewegung auch Deutschland, mittlerweile gibt es über eintausend Hospizvereine und -initiativen, in Bayern alleine sind es etwa 60 Vereine. Noch immer ist der Themenkomplex „Sterben“ ein heikler, doch die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung, ein Teil derer die Hospizbewegung selbst ja immer war und ist, nimmt durch die Arbeit der vielen Vereine und auch durch die Engagements einiger Prominenter stetig zu.

 
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